Bericht: Endlich wieder in Tansania |
Sonja Zimowski
Schon seit 2 Jahren mussten wir pandemiebedingt unseren Besuch bei unserer Partnerschule ELU in Morogoro verschieben und freuten uns nun entsprechend sehr, im März dort drei sehr intensive und wunderschöne Wochen verbringen zu können. Die ELU School wird in diesem Jahr 25 Jahre alt!
Unsere Reise begann zunächst einmal mit sehr gemischten Gefühlen: der negative PCR Test wurde plötzlich zu einer Hürde, als in der Schule immer mehr Menschen um uns herum positiv getestet wurden, der plötzliche Krieg in der Ukraine, für uns privat die Situation, dass unser Schwiegersohn Valentin spontan nach Rumänien musste, um seine 6 Verwandten aus Kiew abzuholen (schnell noch den Bus der Christopherus-Schule organisiert, Gästezimmer vorbereitet) – und das, wo eigentlich Vorfreude angesagt gewesen wäre!
Dann ging es aber los und wir waren innerlich sehr schnell sehr weit weg. |
| alle Fotos aus Tansania: Sonja Zimowski |
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Als wir dann in Dar es Salaam ankamen und Erasto uns gegenüber stand, war es so vertraut, dass dann die große Freude auch ihren Platz fand. Eigentlich wollten wir das Busfahren vermeiden und dachten, er würde uns mit dem Auto abholen – aber mit dem Taxi ging es nur bis zum Busbahnhof, und dann war alles so wie immer: voll, laut, heiß, Menschen über Menschen. Corona war schlagartig vergessen und so blieb es auch, bis wir zur Rückreise am Flughafen wieder eine Maske aufsetzen mussten. Was haben wir alles erlebt in diesen 3 Wochen!
Am späten Abend kamen wir dann endlich Zuhause an und es fühlte sich sofort wieder so herrlich vertraut an – abgesehen davon, dass die Kinder von Erasto und Happy natürlich 4,5 Jahre älter sind! Glücklicherweise konnten wir mit einem Wochenende starten, d.h. erst einmal die Stadt neu erkunden (wo sich kaum etwas verändert hat), spazieren gehen, in Ruhe eine „Tangawiza“ trinken, mit den Kindern vertraut werden, mit Happy und Erasto klönen. Am Sonntag gab es dann eine erste Probe mit den Freunden der Majestic Free Group und Msimbe. Was für ein Wiedersehen! Auch hier sehr schnell wieder ein sehr vertrautes Miteinander – und kraftvolles, unbeschwertes Singen!
Montag dann das Wiedersehen mit der Schule. Natürlich sind die Kinder entsprechend älter (oder neu), einige alte Kollegen weg, andere junge Kollegen neu, aber die gesamte Stimmung freundlich, warm, vertraut wie wir es kennen. Erstes Projekt: die 21 Geigen putzen, Bogenhaare waschen, Saiten erneuern, reparieren bis alle wieder spielbereit waren. In der Secondary School Form 2 gibt es noch die Geigengruppe, die 2017 mit mir angefangen hat, dann mit Lovisa, Marlene, Mika, Louise, Luisa und Paula, Miriam und Leah (und vielleicht noch mehr) und natürlich mit Msimbe weiter geübt haben und ziemlich gut spielen kann. Leider sind die beiden Schulzweige doch so relativ getrennt voneinander, dass die Großen ihr Können nicht an die Kleinen weiter geben können.
Ab Dienstag haben wir dann 4 neue Gruppen (Klasse 3 – 6) mit je 6 Kindern angefangen, die dann täglich bei uns Unterricht hatten und richtig viel geschafft haben, was sie am letzten Freitag in einem kleinen Abschlusskonzert vorspielen konnten. Die „Großen“ durften immer am Nachmittag kommen, sogar 2 ehemalige Schülerinnen haben sich dazu gesellt. |
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Das Musizieren und vor allem das Geigespielen wird so dermaßen freudig angenommen, dass man nur staunen kann. Außerdem haben wir uns bemüht, in fast jede Klasse einmal wenigstens hinein zu gehen, um etwas über Hamburg zu erzählen, Fragen zu beantworten, ein Lied zu singen. In den Frühstücks- und Lunchpausen gab es viel Zeit für Gespräche mit den Kollegen. Uncle Dady ist jetzt der Headmaster der Primary School, was einen sehr guten Eindruck auf uns gemacht hat. Die jungen neueren Kollegen wirken sehr engagiert und frisch.
Ich habe alle unsere 30 „Patenkinder“ persönlich kennengelernt, ein bisschen mit ihnen gesprochen, Fotos gemacht und so versucht den Kontakt zu vertiefen.
Mit Erasto konnten wir endlich einmal ganz in Ruhe unsere Vereinsarbeit besprechen, wobei wir festgestellt haben, dass das schriftlich per Mail einfach so nicht zu vermitteln war. In diesem Zusammenhang konnten wir jetzt ganz konkret den Bau eines Mädchen-Schlafsaales anschieben, der nun direkt losgehen soll. Der Platz auf dem Grundstück hinter der Secondary School ist ausgesucht, die Haufen mit Ziegelsteinen liegen schon da, Zeichnungen und Kalkulationen wurden schnell erstellt – und los geht’s! Wir sind gespannt. Erasto kann damit die monatliche Miete für das bisherige Schlafhaus außerhalb sowie einen Schulbus einsparen. Außerdem bekommt Msimbe jetzt einen – wenn auch kleinen – aber eigenen Musikraum, worüber er (und wir) sich sehr freut. Denn an der Heimatlosigkeit seiner Arbeit litt er sehr und vieles blieb so liegen. Abends dann Besuche bei Kollegen, Treffen mit den anderen Bekannten, Besuch bei Schwester Claudia in St. Thomas (wo wir mit dem Chor gewohnt hatten), Sonntag Musik in der Kirche, Probe mit der Majestik Free Group, unsere geliebten Abendstimmungsspaziergänge, und immer wieder sehr angeregte Gespräche zu Hause.
In unseren letzten drei Tagen am Ozean konnten wir dann noch Blandina und Salome treffen, die in Dar es Salaam jetzt Medizin studieren, und einen schönen Tag mit ihnen verbringen. Wir sind gespannt, ob sie das alles schaffen werden! Zwischendurch dachten wir mehrfach, es sei einfach zu kurz, aber es war doch wirklich sehr reich an Erlebnissen, Begegnungen, Gefühlen.
Wir konnten die Erfahrung machen, dass man (wieder) unproblematisch und sicher nach und in Tansania reisen kann und wir hoffen auch bald wieder unsere Freiwilligen dahin vermitteln zu können. Am 23. Juli 2022 feiert ELU ihr Silberjubiläum! |
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