Wenn es etwas richtig Schlimmes ist, probiert Ihr dann, das alleine zu lösen oder holt Ihr Euch Hilfe?
Anja: „Wir sind auch nur Menschen und haben unsere Grenzen, auch in unserem Wissensbereich. Dann erfolgt nach Absprache mit dem Betroffenen eine Weiterleitung an weiterführendes Fachpersonal. Das können Stellen zur Beratung sein, die spezifischer sind oder verschiedene Ämter.“
Was würdet Ihr Euch für unsere Schule wünschen? Was möchtet Ihr verändern in Eurem Bereich?
Valentin: „Den Bereich Soziale Arbeit gab es ja bisher nicht an dieser Schule, deswegen können wir auf jeden Fall sagen, dass wir viel verändern möchten. Das Konzept für die Schulsozialarbeit wird gerade erarbeitet und muss sich etablieren. Da stellen wir gerade viele Fragen: Was sind die genauen Ziele? Was sind die Anliegen der Schule? Welche Bedürfnisse möchten erfüllt werden? Mit welchen Methoden gehen wir vor? Die Antworten ergeben sich Stück für Stück aus der praktischen Arbeit.“
Anja: „Kinderschutz ist natürlich ein großes Thema. Dazu gehört auch die Sensibilisierung von allen, die hier an der Schule sind.“
Valentin: „Wir stellen fest, dass teilweise sehr unterschiedliche Ansichten und Wahrnehmungen aufeinandertreffen. Im Schulalltag fehlt dann häufig der Raum, diese unterschiedlichen Wahrnehmungen und Bedürfnisse gut zu kommunizieren. Es passiert aber jetzt schon einiges. Zum Beispiel gibt es die Idee, dass wir mit in den Klassenrat gehen und dabei beraten, wie man eine Gesprächssituation entstehen lassen könnte, in der sich alle gesehen und wertgeschätzt fühlen.“
Welche Ausbildung habt Ihr gemacht?
Anja: „Valentin und ich haben Soziale Arbeit studiert. Das war ein duales Studium. Wir hatten drei Tage in der Woche unsere Arbeit bei den Praxispartnern und zwei Tage in der Woche haben wir Vorlesungen in der Uni besucht.“
Valentin: „Praxispartner waren soziale Einrichtungen. Einige von uns haben zum Beispiel im Jugendamt gearbeitet oder in Tageseinrichtungen oder Wohngruppen, wo Heranwachsende leben und betreut werden. Ich habe in einer Tagesgruppeneinrichtung gearbeitet. Dort haben wir vom Jugendamt Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 14 vermittelt bekommen. Da ging es darum, die Familien zu unterstützen, damit die Kinder nicht aus den Familien genommen werden müssen. Ein spezieller Bereich in der Jugendhilfe.“
Anja: „Ich habe in der stationären Kinder- und Jugendhilfe gearbeitet, in einer heilpädagogischen Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit seelischer und emotionaler Behinderung.“
Hier beschäftigt Ihr Euch ja auch mit Erwachsenen. Ist das etwas Neues für Euch?
Anja: „Bei mir war die Elternarbeit auch immer ein fester Bestandteil. Aber es ist auf jeden Fall eine ganz neue Arbeit, die auch viel mehr mit Bürotätigkeiten verbunden ist, mit vielen neuen Herausforderungen, die mir aber bislang alle unglaublich viel Spaß machen.“
Valentin: „Auch für mich ist die Arbeit mit Erwachsenen nicht ganz neu, weil ich in meinem vorigen Job während des Studiums auch viel Kontakt mit den Eltern und den anderen Netzwerkpartnern hatte, also mit Erwachsenen aus anderen Einrichtungen. Aber auch bei uns in der Einrichtung war es wichtig, sich gegenseitig kollegial zu beraten.“
Wir hatten mal Probleme mit einer Lehrerin. Das Gespräch mit ihr ist nicht so gut gelaufen. Seid Ihr bei sowas auch dabei?
Anja: „Genau. Dafür sind wir auch da. Wir fungieren dann als neutrale Position und vermitteln zwischen den Streitparteien. Das kann zwischen Schüler:innen sein, zwischen Schüler:innen und Eltern oder eben auch zwischen Lehrkräften und Schüler:innen.“
Valentin: „Unsere Aufgabe ist es dann, einen Blick von außen auf die Situation zu werfen und dafür zu sorgen, dass diese Begegnungen so ablaufen, dass möglichst keine Missverständnisse entstehen und alle Seiten ihre Bedürfnisse kommunizieren können.“
Wann kann man zu Euch kommen und wie kann man Euch erreichen, wenn Ihr nicht in Eurem Raum seid?
Anja: „Bei akuten, dringlichen Situationen sind wir am besten sofort zur Stelle, ansonsten vereinbaren wir auch Termine. So können wir uns für die Anliegen genügend Zeit einplanen. Gerne einfach vorbeikommen! Unser Büro befindet sich derzeit im Erdgeschoss im Nordflügel, über der Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift „Schulsozialarbeit“. Zumeist sind wir hier in der Kernzeit des Schultages zu finden. Wir sind auch per E-Mail erreichbar: sozialarbeit@waldorfschule-wandsbek.de, anja.schwenck@waldorfschule-wandsbek.de, valentin.allerding@waldorfschule-wandsbek.de“
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führten Cleo, Ella und Franka aus der 6a