33 erstaunte Kinder schauen mich an. Ich sitze mit ihnen im Kreis auf einer Schulbank im Klassenraum der 3B. Frau Farr kündigt mich für diesen besonderen Tag – heute ist Michaeli – an: „Wir haben heute Besuch.“
„Wisst ihr, warum ich heute hier bin?“ Kopfschütteln – nein, keins der Kinder weiß es. Die Gesichter werden immer fragender. „Ich bin hier, weil ihr alle zusammen richtig fleißige Radfahrer seid.“
Es knistert vor Aufregung im Raum. Einige Kinder rutschen unruhig auf den Bänken herum. Sie ahnen, dass gleich etwas wundervoll Aufregendes passieren wird. Denn die Kinder und auch die Familien der Klasse 3B von Frau Farr haben Willensstärke, wie der Erzengel Michael, gezeigt. Sie haben sich selbst die Aufgabe gestellt, so viele Co2-freie Fahrradkilometer zu sammeln, wie möglich. Jeder Kilometer zählt. Dadurch haben sie nicht nur gesagt, sie machen die Welt ein kleines Stückchen besser, sondern sie haben auch gemeinsam 21 Tage lang danach gehandelt. Und es wurden täglich mehr, die sich der Aufgabe angeschlossen haben. Das hat Frau Farr am meisten beeindruckt, dass es immer mehr wurden – sowohl Radfahrer, wie auch Kilometer. Einige haben sogar mit ihren Familien extra Ausflüge mit dem Fahrrad unternommen oder sind eine längere Strecke gefahren.
„Und, was hat Euch am meisten gefallen am Fahrradfahren.“ Schüchtern und leise antwortet prompt ein Junge: „Dass wir gewonnen haben.“ Alle lachen, ja, das ist wirklich wunderbar. Gemeinsam ist die Klasse 3B 6.844 Kilometer gefahren. Zu Recht können die Kinder stolz sein auf ihren ersten Platz (Bestes Team der Waldorfschule Wandsbek) und mit Freude berichten, wie viel Spaß ihnen das Stadtradeln gemacht hat, z.B. die lustigen Kurven, die ein Vater gefahren ist.
Als ich wieder nach Hause fahre – natürlich mit dem Fahrrad – wirkt das Erlebte in mir nach. Diese Kinder haben mir gezeigt, dass es sich lohnt, sich für das Gute, für das, was ich für richtig halte, einzusetzen. Meine Enttäuschung darüber, dass wir unser Ziel „In 21 Tagen um die Welt“ (40.075 km) nicht erreicht haben, ist mit dem Fahrtwind fortgeflogen. Wir sind sogar weniger Kilometer gefahren als letztes Jahr. 25.825 statt über 30.000 km. Es waren auch weniger Teilnehmer: 177 statt 214. Dafür gab es eine Gruppe von Ehemaligen, die sich noch immer mit der Schule verbunden fühlen. Und Schüler der jetzigen 10ten Klasse haben gemeinsam mit Frau Schultz einen Globus gebastelt für unsere Reise um die Welt.
Mehrere Dinge durfte ich dieses Jahr beim Stadtradeln lernen:
1) Es muss nicht immer mehr, schneller, weiter sein.
2) Auch Kinder können sich für das Richtige entscheiden und uns Erwachsenen dadurch ein Vorbild sein.
3) Gemeinsam können wir viel erreichen und die Welt ein Stückchen besser machen. An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an alle Beteiligten!
Und das Allerwichtigste: Radfahren macht einfach richtig viel Spaß!
Monja Stelljes-Szambien, Lena Jacobs, Moritz Schmidt-Siebrecht