Wollten Sie schon immer Lehrer werden? Nein, überhaupt nicht. Das ist recht neu als Entscheidung, als Möglichkeit entstanden. Es gab wichtige Lehrer, die mein Leben positiv beeinflusst haben und deswegen fand ich es dann auch irgendwie gut für mich.
Was hat Sie persönlich zur Eurythmie gebracht und wie hat sich Ihr Weg in dieser Kunstform entwickelt? Ich war auf der einen Seite selber Waldorfschüler und habe dadurch eine Möglichkeit gehabt, das wahrzunehmen, aber ich glaube der Grund ist, dass ich in Eurythmie eine Chance gesehen habe, mich weiterzuentwickeln, und die gerade auch richtig und gut für mich war.
Was sind die größten Herausforderungen und Freuden in der Arbeit als Eurythmielehrer? Ich glaube generell ist es für Eurythmielehrer schwierig, dass Schüler den Sinn dahinter erleben und es mit Freude machen. Es betrifft aber vielleicht mehr die Mittel- und Oberstufe. Bei kleinen Schülern ist es wahrscheinlich anders. Die Freuden, das kann ich mehr nur für mich sagen, ist es, wenn durch die künstlerische Arbeit in Eurythmie, Schüler und Jugendliche ihr Eigenes erleben, gestalten und wahrnehmen, vergrößern und sich darüber freuen, sich selbst auch neu zu entdecken.
Wie hat sich ihre Sicht auf Eurythmie im Laufe der Jahre verändert? Ich würde sagen, es wurde ein bisschen realer oder konkreter. Am Anfang war es sehr idealistisch, aber mittlerweile ist es so, dass ich ganz konkrete Möglichkeiten der Eurythmie sehe.
Gab es Momente in denen Sie an ihrer Berufswahl gezweifelt haben? Wenn ja, was hat Sie dazu gebracht, weiter zu machen? Ich habe sie immer noch. Warum mach ich weiter? Es gibt in manchen Unterrichten und mit manchen Schülern einen Aufwach-Moment, man nimmt sich selbst oder die Welt neu, anders wahr. Einen Moment bei dem man zum ersten Mal vielleicht etwas versteht oder beginnen kann, vertrauensvoll dem eigenen Tun gegenüber zu sein. Diese Situationen oder wichtige Ereignisse im Unterricht würde ich nicht gerne missen.
Würden Sie auch arbeiten, wenn Sie kein Geld verdienen? Auf jeden Fall. Ich wäre auch Eurythmielehrer, wenn ich kein Geld verdienen würde, aber anders. Weniger Stunden, viel freier und ich würde niemanden zwingen zum Unterricht zu kommen.
Wie würden Sie sich beschreiben? Ich würde mich als Suchender bezeichnen, ich bin immer auf der Suche nach Antworten, nach Gründen, nach mir selbst, nach dem was hinter den Schülern ist, nach dem was der Unterricht sein könnte, sein sollte.
Vielen Dank!
Interview: Clara und Christiane, 11b